Wenn Gedanken erschrecken – Therapeutische Strategien im Umgang mit aggressiven und sexuellen Zwangsgedanken

Heute eröffnet die Recherche im Internet vielen Patienten die Möglichkeit, erste entlastende Informationen zu erhalten und die ungewollten, aggressiven und sexuellen Zwangsgedanken als Ausdruck einer bekannten psychischen Störung einordnen zu können. In der Folge scheint die Nachfrage nach einer gezielten Behandlung deutlich gestiegen zu sein.

Dabei stellt die Behandlung aggressiver und sexueller Zwangsgedanken eine besondere Herausforderung für Therapeut*in und Patient*in dar. Diese Gedanken enthalten in der Regel Befürchtungen, moralisch inakzeptable und mit der eigenen Persönlichkeit unvereinbare Handlungen begehen zu können oder einen - vermeintlich bislang unentdeckten - verabscheuenswürdigen Persönlichkeitsanteil zu besitzen. Bereits die Tatsache, einen solchen Gedanken überhaupt zu denken, erleben Betroffene als Beleg für ihre befürchtete Devianz und verunsichern mit ihrem durchdringendem Zweifel nicht selten auch die Therapeut*innen.

Im Rahmen des Workshops wird neben einer Erarbeitung  differentialdiagnostischer Kriterien ein differenziertes  Verständnis über die Dynamik dieser Art von Zwangsgedanken und den mentalen Neutralisierungen vermittelt. So werden Fallstricke in der Kommunikation erkannt und die notwendige Sensibilität in der Gesprächsführung ermöglicht.

Anschließend  werden kognitive und metakognitive Methoden vorgestellt, die einen wichtigen Beitrag zur Erklärung aber auch zur Distanzierung vom Zwangsgeschehen leisten. Insbesondere der noch wenig bekannte inferenzbasierte Ansatz, wird von Patienten gut angenommen, da er aus der klinischen Arbeit mit Zwangspatienten heraus entwickelt wurde. Dieser Ansatz, 2022 in den Empfehlungen der deutschen S3-Leitline Zwangsstörungen aufgenommen, nimmt mit dem zwanghaften Zweifel und dem Konzept der Bedrohung des Selbst zentrale Elemente gerade dieser Unterform der Zwangsstörung in den Fokus.

Ein Hauptaugenmerk im Workshop gilt der Vorbereitung, dem Aufbau und der Durchführung einer Exposition-in-sensu, die anhand von authentischen Fallbeispielen erläutert und eingeübt wird. Eine erfolgreiche Konfrontation mit dem angstauslösenden Stimulus „Zwangsgedanke“  wird erreicht, wenn eine verlängerte Auseinandersetzung mit den bedrohlichen Inhalten der Zwangsgedanken erfolgt. In der Praxis bedeutet dies die Formulierung einer „Geschichte“, in der das gesamte befürchtete Szenario detailliert ausformuliert und schriftlich fixiert wird. Anschließend erfolgt ein wiederholtes und begleitetes Vorlesen der Geschichte im therapeutischen Setting. Kombinationen mit In-vivo-Expositionen komplettieren den konfrontativen Behandlungskanon.

Am Ende des Workshops sollen Berührungsängste in der Behandlung aggressiver und sexueller Zwangsgedanken ausgeräumt und wirksame Therapieoptionen anwendbar sein.

Literatur:
Hillebrand, T. (2023). Aggressive und sexuelle Zwangsgedanken – Ein Therapieleitfaden. Hogrefe.
Hillebrand, T. (2019). Aggressive und sexuelle Zwangsgedanken - Ausdruck unbewusster Wünsche?  Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, 40 (3), 285-296
Williams, M.T. & Wetterneck, M.T. (2019). Sexual Obsessions in Obsessive-Compulsive-Disorder. Oxford University Press.


Status: Es sind noch freie Plätze verfügbar

Kursnummer: 26-1-005

Erster Kurstag: Fr., 06.02.2026, 14:00 - 16:30 Uhr

Zweiter Kurstag: Sa., 07.02.2026, 14:00 - 16:30 Uhr

Dauer: 16 UE

Fortbildungspunkte: 20 FBP

Kursort: PsiFit Wolfsburg

Gebühr: 495,00 € Herbstangebot: 420,75 €

Seminarraum 1, PsiFit Wolfsburg

Sauerbruchstr. 13
38440 Wolfsburg

Datum
06.02.2026
Uhrzeit
14:00 - 16:30 Uhr
Ort
Sauerbruchstr. 13, PsiFit Wolfsburg
Datum
07.02.2026
Uhrzeit
14:00 - 16:30 Uhr
Ort
Sauerbruchstr. 13, PsiFit Wolfsburg


Portrait

Dipl.-Psych. Thomas Hillebrand

Thomas Hillebrand studierte Psychologie an der Universität Münster. Nach Tätigkeit in einer Reha-Klinik, arbeitet er seit 1995 in eigener Praxis in Münster als Psychologischer Psychotherapeut mit der Ausrichtung Verhaltenstherapie. Bereits früh spezialisierte er sich auf die Behandlung von Zwangsstörungen. Seit 2006 ist er Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. und engagiert sich für die Verbesserung der Versorgung von Zwangserkrankten sowie für die Weiterbildung von Therapeuten. Als Mitglied der Steuergruppe war er an der Erstellung der revidierten S3-Leitline Zwangsstörungen (2022) beteiligt. Er veröffentlichte verschiedene Artikel zu hochfrequenter Expositionsbehandlung bei Zwängen in der ambulanten Praxis sowie 2023 ein erstes deutschsprachiges Therapiemanual zur Behandlung aggressiver und sexueller Zwangsgedanken.